Gehorsamkeit

Grundsätzlich glaube ich, daß man beim Shiba eine Portion unveränderbarer, schwer zu beeinflussender Eigenwilligkeit in Kauf nehmen muß. Die Konsequenz daraus ist, daß es beim Thema 'Gehorsamkeit' nicht selten zu Interessenkonflikten oder Mißverständnissen zwischen dem Shiba und seinem Halter kommen kann.

Meins oder Gott seins?

Im Sinne der Gesetzgebung wird man in Beziehung auf die Haltung eines Hundes immer als Besitzer, Eigentümer oder Halter tituliert werden, und ist demnach voll verantwortlich für das Tier und dessen Verhalten. Obwohl die moralische oder philosophische Komponente eigentlich eine andere sein müßte! Man stelle sich lieber die Frage, ob man ein Lebewesen als Eigentum betrachten kann! Vor dem Gesetz? Ja! Aber vor dem Schöpfer??? Wenn man die biblische Empfehlung 'Machet Euch die Erde untertan' nicht fehlinterpretiert, muß hier die Antwort 'Nein' lauten! Man kann ein vertraut gemachtes Tier bestenfalls versorgen, führen, lenken, erziehen. Und man muß es auch... - wegen des dicht besiedelten Lebensraumes unserer Hemisphäre.

Und beim Shiba sollte man das auch mit Gewissenhaftigkeit tun. Und zwar ohne Kompromisse, denn ein intelligenter Shiba wird zu Anfang häufig versuchen, die Wünsche seines Halters zu umgehen oder sie einfach nicht beachten. Die Gründe dafür sind in seiner immensen Neugier zu suchen. Sein instinktiver Wunsch nach neuen, interessanteren Erfahrungen erschwert die Sache mit der Erziehung bedeutend. Außer der Suche nach etwas freß- oder jagdbarem ist die typische Neugier allerdings auch das beste Motivationsmittel für einen Shiba, sich vom Menschen zum kontrollierten Lernen begeistern zu lassen.

Befehlsverweigerung oder eher eine Frage des Rangs?

Meiner Meinung nach sollte man auf die Ausführung eines Kommandos bestehen, hat man erkannt, daß der Shiba grundsätzlich begriffen hat, was man von ihm fordert. Es ist allzu bequem, sich mit der Erklärung zufrieden zu geben, daß der eigene Hund einer ursprünglichen Rasse angehört, die es „gewohnt“ ist, eigenständig zu agieren, um effektiv und erfolgreich auf der Jagd sein zu können. Die Eigenständigkeit des Shibas wird in diesem Zusammenhang in manchen Fällen als Entschuldigung hervorgezettelt, wenn es darum geht, das Verhalten eines Shibas erklären zu wollen, anstatt in Betracht zu ziehen, daß man stattdessen wahrscheinlich ein Dominanz- oder Verständigungsproblem mit seinem Hund haben könnte! Zugegeben: Der Shiba ist nicht nur wegen seines strotzenden Selbstbewußtseins bestens dazu geeignet, zum „Offizier vom Dienst“ aufzusteigen, während der Rest der Familie sich in der Rolle von eifrigen „Adjütanten“ wiederfindet. Macht man im Welpenalter den Fehler, ihm vieles zu gestatten wegen seines ungeheuerlich ausgeprägten Charmes, und natürlich wegen seines niedlichen Aussehens, wird man später sein Weltbild erschüttern müssen, indem man ihn dienstrangmäßig zu degradieren hat.

Multi-Talent

Wie dem auch sei: Den Shiba darf man nicht festlegen; und auch nicht diverse Verhaltensweisen entschuldigen! Im Gegenteil. Er ist zu weitaus mehr fähig, wenn man es versteht, ihn für eine Aufgabe zu begeistern. Maureen Atkinsons Buch 'The Complete Shiba Inu' beweist, wie vielseitig Shibas sein können, hat man selbst gelernt, wie sie zu motivieren sind. Fotos zeigen, wie Shibas Gänse hüten! Vor Jahren noch hätte ich meiner Hündin Faira niemals zugetraut, irgendein Federvieh zu verschonen, geschweige es zum Sammeln zusammenzutreiben. Ein Shiba, mit einem Potential, das mit Fairas Möglichkeiten zu vergleichen wäre, könnte spielend das Hüten lernen, wennauch anfänglich nur unter rigoroser Aufsicht. Ein Shiba wie Faira muß geführt, also instruiert werden, um zuverlässig reagieren zu können. Findet ein eigenständiger Shiba Gefallen an der Abwechslung und an der zusätzlichen Betätigung in der Natur, wird sich die Freude an der neuen Tätigkeit recht schnell einstellen. Das wiederum hat zur Folge, daß das Tier funktioniert, wie der betreffende Halter es von ihm erwarten würde. Und während dieses Lernprozesses stellt sich (durch häufiges Lob) eigentlich erst wirklich jene angestrebte Akzeptanz ein, die nötig sein wird um einen dauerhaften Erfolg zu garantieren.

Motivierter Shiba Inu beim Absolvieren eines üblichen Aufgabenteils der schweizerischen Begleithunde-Prüfung
Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von Germaine Peter, Schweiz
Danke für das großartige und beispielhafte Bild!

Ich bin überzeugt davon, daß Shibas Multi-Talente sind! Trotz der Eigenwilligkeit, die man ihnen zugegebenerweise attestieren muß. Bei der Ausbildung soll man ihnen nur immer wieder zu verstehen geben, daß dieses oder jenes Verhalten unerwünscht ist; und ihnen außerdem die Alternativen „schmackhaft“ machen. Natürlich funktioniert das nicht immer ganz ohne Druck. Aber von „Brechen des Hundes“ kann und darf keine Rede sein. Im Gegensatz zum Husky oder zum Samojeden ist der Shiba weitaus anpassungsfähiger. Es ist allerdings immer eine Frage der Klarstellung der Hierarchie im Verhältnis zum Halter. Die wenigsten Gehorsamsprobleme mit dem Shiba werden Halter haben, die sich als zuverlässige „Rudel“-Führer erweisen. (Shibas Definition für „zuverlässiger Führer“ = emotional stabil, souveräner Futterbesorger, seelenverwandt hinsichtlich der Bewegung in freier Natur). Man muß sich also erstmal die notwendige Stellung verdienen, um in den Augen eines Shibas als Zentrum seines eigenen Lebens bestehen zu können.

Verhaltensprobleme vermeiden!

Sehr wichtig ist natürlich auch, wie groß das Talent, das Selbstbewußtsein und die Intelligenz des betreffenden Hundes beschaffen ist. Ist alles ausgewogen kombiniert, kann man den Shiba ohne weiteres zu Höchstleistungen innerhalb einer Dressur bringen. Ich vergleiche Shibas immer gerne mit Araber-Pferden. Die ebenfalls sehr temperamentvollen und intelligenten Reitpferde sind bei schlechter Auslastung, aufgabenmäßiger Unterforderung und isolierter Haltung stark anfällig für Neurosen, trotz der ihnen eigenen Widerstandsfähigkeit. Mit anderen Worten: Es besteht die Gefahr, daß sich das betreffende Tier verhaltensmäßig in eine unerwünschte Richtung entwickelt, falls der Mensch nicht für eine artgerechte Haltung sorgt. Araber-Pferde haben einen starken Bewegungsdrang und brauchen ihre Artgenossen. So auch der Shiba. Araber-Pferde werden immer verhaltensauffällig sein, sind prägende Erlebnisse z.B. wegen abgeschiedener Haltung nicht möglich. So auch beim Shiba. Araber-Pferde sind nur dann zuverlässige „Partner“, wenn man mit ihnen in den ersten Lebensjahren intensiv trainiert und ihre Instinkte und Bedürfnisse für sich zu nutzen weiß. Wie auch beim Shiba. Ein Araber-Pferd in frühen Lebensmonaten situativ zu überfordern oder – noch schlimmer – mit Gewalt zu etwas Unbekanntem zu zwingen, wird immer ein Tier mit situationsgebundenem, problematischen Verhalten als Ergebnis hervorbringen. Auch Shibas dürfen nie und unter keinen Unterständen mit brutalen Mitteln zu etwas gezwungen werden. Einem jungen Tier etwas unter Zeitdruck beibringen zu wollen, ist ebenso sinnlos. Wir müssen beherzigen, daß es gilt, das zu trainierende Tier für die bevorstehende Aufgabe zu interessieren. Pferde und Hunde können die treibende Gerte durchaus verkraften, je nachdem, wie sensibel das Tierseelchen ist, mit dem man es tun hat. Eine Gerte darf niemals zur Strafe, sondern immer nur als assistierendes Mittel dienen. Im Reit- oder Hundesport ist die Gerte Impulsgeber. Bei der Hundeausbildung Zeigestock bzw. Richtungsweiser.

Auf die harte Tour?

Ich bin uneingeschränkt gegen gewaltvolle Erziehungsmethoden. Schläge oder Schmerzen als Erziehungsmethode anwenden zu wollen, beweist, daß man selbst nicht das Glück hatte, stattdessen die sanfte Alternative kennenlernen zu dürfen. Unter Umständen tut man es den eigenen elterlichen Vorbildern gleich und prügelt los, wann immer der berühmte Geduldsfaden reißt. Mit dem Anspruch, die Erzwingung des Gehorsams grundsätzlich ablehnen zu wollen, geraten allerdings auch die üblichen Trainingsmethoden ins Kreuzfeuer, will man man dem anderen, „weichen“ Stil von Monty Roberts oder Linda Tellington-Jones gerecht werden. Wo genau fängt Gewalt an? Ist das „Barren“ von Springpferden bereits Gewalt oder eher der Versuch einer Konditionierung? Ist das Zupfen der Leine beim Longieren eines Pferdes als Impuls einer Machtdemonstration zu verstehen oder ebenfalls schon Ausübung von Gewalt oder nur Mittel zur Korrespondenz? Ist der stockschwingende Figurant auf dem Hundeausbildungsplatz schon ein Tierquäler, weil er auf den Schäferhund eindrischt während einer simulierten Verbrecher-kontra-Hund-Situation? Ein Musher wird zur Ausbildung seiner Schlittenhunde nicht nur das Wort als Mittel verwenden, sondern in Kombination dazu die korrigierende Gerte, die dem betreffenden Hund bei Gelegenheit einen Tick gegen die Schulter verabreicht, damit der Hund dem Kommando auch tatsächlich unweigerlich folgt und in die geforderte Richtung abbiegt (in der Fachsprache = tipping). Um nicht den Faden zu verlieren: Die Frage war: Wo fängt Gewalt an? Die Antwort liegt ganz nah: Gewalt in der Erziehung beginnt dann, wenn körperliche Schmerzen und beständiger, psychischer Streß zur Anwendung kommen.

Das wahre Gesicht einer Gesellschaft erkennt man daran,
wie sie ihre Tiere behandelt!

Stellt man sich in diesem kausalen Zusammenhang der Kritik tierliebender Menschen und deren propagierten Vorwürfen, wird man zugeben müssen, daß Tiere aller Gattungen oft den Launen des Menschen ausgesetzt sind und deren Anschaffungsmotive „auszubaden“ haben, sowie deren Haltungsbedingungen zeitlebens ertragen müssen. Oft sind die unter uns lebenden Tiere nur durch den schmalen Grat des Gesetzes geschützt, dessen Anwendung teils gar nicht oder zu träge praktiziert wird. Mißbrauch von Tieren in Zusammenhang mit dem Argument, daß Tiere oft zu Leistungen herangezogen werden, die eigentlich nicht in deren natürlichem Repertoire vorkommen, ist von ernstzunehmender Relevanz, wenn man Verständnis aufbringen will für die artgerechte Integration von Tieren in unsere zivilsierte Welt.

Andererseits muß man auch jenen Menschen recht geben, die argumentieren, daß der Hund zwar vom Wolf abstammt, aber durch den evolutionären Eingriff des Menschen zu einem Nutztier geworden ist, das ohne das Zutun des Menschen in den heutigen Erscheinungsformen nicht existieren würde. Trotzdem entbindet uns unsere Fähigkeit, die Genetik anderer Wesen beeinflussen zu können, nicht von unserer Verantwortung, für unsere tierischen Mit-Lebewesen gute und lebenswerte Lebensumstände zu schaffen. Jene Haus- und Nutztiere, die wir uns vertraut gemacht haben, benötigen stets unseren Respekt in Form von artgerechter Behandlung und Haltung.

Selbst vorausgesagte Prophezeiung

Ich wage die Feststellung, daß zum Thema 'Gehorsamkeit' zum Teil zu wenig praxisnahe Tipps gegeben werden. Mitunter werden nur oberflächliche Aussagen gemacht in der Szene, die den wahren Stand der Dinge offenbaren. Es werden Parolen herausgegeben, wie etwa: 'Es ist halt ein Shiba!' Oder: 'Es ist kein Hund, sondern ein Shiba!' Oder auch: 'Eigentlich ist es der Shiba, der sich selbst besitzt' oder – viel schlimmer: 'Ich besitze den Shiba nicht, sondern er gibt mir das Gefühl, er würde mich besitzen'. Damit ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen!!! Man fühlt sich mit seinen eigenen Haltungsproblemen verstanden und folgt daher nur allzu gerne den Ratschlägen dieser Ratgeber, die außer Trost und Resignation keine wirklichen Lösungen inpetto haben! Stimmt man dieser bequemen Überzeugung zu, wird man unterbewußt akzeptiert haben, daß das eigene Tier die Führung übernommen hat und sich mit den bereits etablierten Gegebenheiten abfinden.

Nur wer Sicherheit ausstrahlt, kann als Vorbild dienen!

Nur ein einigermaßen erfahrener Shiba-Halter weiß, daß man es mit einer Rasse zu tun hat, dessen Vertreter oft „ausgebufft“ reagieren, versucht man sie zu erziehen bzw. gefügig zu machen. Ein ernstzunehmender Züchter kennt aber auch gleichzeitig die Mittel, die anzuwenden sind, um den erworbenen Hund im Laufe des späteren Zusammenlebens erfolgsorientiert kontrollieren zu können. Als Beispiel: Anstatt Deinen Hund zu ermahnen und ihm eine verbale Litanei zu verabreichen, wahre stattdessen die eigene Fassung und korrigiere ihn aktiv, indem Du ihm dirigierenderweise zeigst, was Du von ihm willst! Reagiert er z.B. nicht auf die Worte 'Komm hierher', sondern zieht es vor, bei einer anderen Person in Erwartungshaltung zu stehen, tätschelst Du ihn kurz auf den Kopf. Stelle Augenkontakt her, wecke sein Interesse und dirigiere ihn zu Dir. Sträubt er sich währenddessen, mache kein Drama daraus, sondern ziehe Deinen Hund sanft an seinem Halsband zu Dir heran und setze ihn vor Deine Füße. Stelle Augenkontakt her mit dem kurzen Ausruf 'Guck mal'. Bleibe emotional neutral, aber bestimmend! Falls der Blickkontakt verweigert wird, fasse unter die Schnauze und erzwinge den Blickkontakt! Darauf folgt eine kurze Gehorsamkeitsübung und der Hund wird anschließend mit Freilauf belohnt. Akzeptiere hierbei, daß auf Verweigerung nichts weiter als konsequente Korrektur folgen muß. Kann der Hund sich aber der Korrektur entziehen, ist keinesfalls irgendein Erfolg zu erwarten. Daher ist auch hier noch einmal die Wichtigkeit einer vertrauensvollen Beziehung zu erwähnen. Nicht nur der Hund muß Vertrauen zu seinem Halter haben, sondern auch der Halter muß innere Sicherheit fühlen, während der Ausbildung seines Hundes. Er sollte nicht nur alle Motivationsmittel kennen, um seinen Hund für sich zu interessieren, sondern es außerdem verstehen, unsichere Situationen zu meistern, ohne die innere Fassung und die positive Einstellung zu verlieren. In freier Natur überflüssig und hinderlich, soll stattdessen auf Spaziergängen in Parkanlagen der Einsatz einer Schleifleine den Shiba trotz Freilauf und Spiel weitestgehend kontrollierbar halten. Mit einer Schleifleine hat man ein Instrument, mit dem man jederzeit souverän eingreifen kann, um z.B. unerwünschte Begegnungssituationen mit Passanten oder Streitigkeiten mit anderen Hundehaltern zu vermeiden. Zu berücksichtigen ist auch die Möglichkeit, daß sich der Shiba durch Flucht entziehen will, weil er vielleicht eine negative Erfahrung durchstehen muß. Flucht in der Stadt bedeutet allerhöchstes Unfallrisiko und Todesgefahr für Deinen geliebten Vierbeiner!

Und bist Du nicht willig...

Als 'Negative Erfahrung' kann auch der Versuch des Halters (oder dessen bezahlten Trainers) der Einsatz eines Elektro-Impuls-Reizgerätes ins Kontor schlagen. Selbstbewußte Shibas werden durch den Einsatz dieser Trainingsgeräte nicht besser funktionieren. Sie werden die damit verbundenen Aktionen (Anlegen eines speziellen Halsbandes, Anwesenheit einer kooperierenden, aber fremden Person) recht schnell mit den stattfindenden Erlebnissen verknüpfen, und auf uns Menschen macht es dann den Eindruck, sie würden mit der Zeit durchschauen, was vor sich geht. Man muß mindestens mit starker Verunsicherung rechnen, wird ein Reizgerät eingesetzt, um einen unerwünschte Aktion zu stoppen. Selbst wenn im weiteren Verlauf einer Trainingsstunde Belohnungen für geglückte Aktionen eingeflochten werden, wird der Shiba mißtrauisch bleiben. Bei Fehleinschätzung des Hundetyps und bei inkompetenter Anwendung eines solchen Gerätes durch den Trainer kann ein verunsichertes Tier in Panik geraten und einen zusätzlichen, nicht unerheblichen Schaden in Form einer Angstneurose erleiden. Egal ob ferngesteuertes CO-2-Sprühgerät oder „Elektro-Schocker“: Weil die Ergebnisse qualitativ unbefriedigend und unsicher sind und auch, weil der Einsatz als moralisch bedenklich anzusehen ist, empfehle ich jedem Shiba Inu-Freund, solche Trainingsmethoden nicht in Betracht zu ziehen. Einmal abgesehen davon, daß in Deutschland der nachgewiesene Einsatz eines Elektro-Impuls-Reizgerätes zu einem Bußgeldverfahren führt.

Dosis und Rezeptur

Statt also allzu ehrgeizig vorzugehen und als Gesamtziel einen gefügigen Hund anzustreben, sollte man sich bremsen und lieber lernen, wie hoch die Dosis der anfänglichen Erziehungsversuche sein darf (siehe auch Menüschaltpunkt 'Erziehung'). Wer die aufgelisteten Motivationsmittel wahlweise einsetzt während einer Dressurübung, wird in seinem Shiba einen lernfreudigen Hund entdecken, der - zugegebenerweise - nie hundertprozentig funktionieren wird.

Motivationsmittel:

  • Helle, freudige Stimme, wenn etwas interessantes passiert oder als Lockmittel
  • Raschelnde Plastiktüte
  • Käse oder Wurst in der eigenen Faust oder Tasche, evtl. zeigen und wieder wegstecken
  • Spielzeug, vor allem Bälle und für Zerr- und Verfolgungsspiele geeignete Tücher
  • Korrigierende Hand oder Zeigestock
Mittel zum Abbruch einer vom Hund gesteuerten Aktion:

  • Aktionismus durch den Halter
  • Tritt auf die Schleifleine und Korrektur des Hundes, nicht aber Bestrafung!
  • Wurf des Schellenrings (Konditionierung darauf durch einen/-r Trainer/-in)
  • Bei Unaufmerksamkeit an der Leine: Richtungswechsel, eventuell in mehrfacher Folge
  • Korrigierende Hand oder Zeigestock
  • Zieht an der Leine: Einsatz eines Kopfhalfters. Korrekte Bedienung erlernen!
  • Bei unerwünschtem Anspringen: Knie hoch!
  • Begattungsversuch an Deinem Unterschenkel: Bein hoch, herunterfallen lassen, ignorieren!

Quint-Essenz

Die fünf wichtigsten Erkenntnisse, die ich weitergeben kann, sind jene:

  1. Verunsichere Deinen Shiba nicht, indem Du ihm heute gestattest, was Du Morgen verbieten würdest! Diese Regel findet bereits ab dem ersten Tag des gemeinsamen Lebens Anwendung. Sie hilft Dir, Dich Deinem Hund als verläßlich zu präsentieren.
     
  2. Bleibe bei selbst erlebtem Streß emotional stabil. Gibt es Probleme, suche nach Lösungen, anstatt zu lamentieren! Nicht nur Dein Hund ist dann gerne in Deiner Gesellschaft!
     
  3. Futterbelohnungen gibt es im Training nur für spontan geglückte Aktionen; auf Spaziergängen nach einer gemeinsam zurückgelegten Distanz. Die Portionen werden auf die Gesamtration des Tages angerechnet.
     
  4. Halte Dich an Gassi-Zeiten, noch bevor Dich Dein Shiba an der Wohnungstür sitzt, und Dich mit einem durchdringenden Blick oder Lautgebung daran erinnert! Daß Du dann reagieren mußt, hat für den Shiba einen Lerneffekt: Und zwar, daß es lohnenswert sein kann, Aktionen leiten zu wollen.
     
  5. Ermögliche des öfteren Ausflüge ins Grüne, bevor es Dein kleiner Freund ohne Dich tut! Denn je häufiger Du mit Deinem Shiba ausgedehnte Touren in der Natur machst, desto kooperationsbereiter ist er in allen übrigen Belangen!
Im Widerspruch dazu muß ich fairerweise erwähnen, daß es beim Shiba einige Eigenschaften gibt, die typisch zu sein scheinen für diese Rasse. Ich glaube, daß untenaufgeführte Verhaltensweisen auf Dauer nicht zu verhindern sind, selbst wenn man im Welpenalter zu unterbinden versucht, daß der Shiba dieses Verhalten entwickelt:
  • Anspringen von Personen aus purer Freude (in Begrüßungssituationen)
  • (Meist kurzfristiges) Entfernen auf Spaziergängen
  • Ausdehnung des Reviers, bei Langeweile und Möglichkeit auf eigene Faust
  • Speziell bei Rüden: Klarstellung der Hierarchie mit revierfremden Artgenossen
  • Versuch der Jagd von Katzen, Ratten, Mäusen und Insekten
Vergessen darf man als Shiba-Halter nie, daß der Shiba Inu ein urtypischer Hund ist und wahrscheinlich auch bleiben wird, vorausgesetzt, die Züchterwelt wird auch in Zukunft übereinstimmen dieses Zuchtziel betreffend. Man muß also mit jenen Verhaltensweisen rechnen, die typisch sind für ein so ursprünglich belassenes Wesen, dessen Natur diesem Tier gebietet, sich durch Sicherung seines Reviers zu behaupten, sich zu vermehren und den Weg des geringsten Widerstandes bei größtmöglichem Erfolg zu suchen. Auch wenn es hier vielleicht zeitweise den Eindruck machen sollte: Shibas sind alles andere als unberechenbare, kleine Monster, die unseren Alltag bestimmen „wollen“! Sie sind eben nur Hunde, die ein hohes Maß an Bewegungsfreude haben. Wer dies berücksichtigt, wird sich für einen Shiba entscheiden können. Oder sich stattdessen einen Bichon frisé oder einen Chihuahua zulegen.

Noch Fragen?

Hauptsache ist, daß man selbst begreift, wo und wie es möglich sein kann, Grenzen zu ziehen, will man einem Shiba das erforderliche Maß an Ausbildung zukommen lassen. Beim Lesen aller Inhalte hast Du möglicherweise den Eindruck gewonnen, die Shimaguni-Homepage ist eine Art Gebrauchsanleitung, die Dir helfen soll, Deinen Hund optimal „bedienen“ zu können. Wer diesen Aspekt in Erwägung zieht, darf das gerne tun! Im Vordergrund steht jedoch die Liebe zu dieser Rasse und mein eigener Wunsch, daß sich Shiba-Enthusiasten nicht alleingelassen fühlen mit ihren Fragen, die sich zwangsläufig ergeben in der täglichen Routine mit ihrem Hund. Ein Hauptmotiv dieser Website ist es, daß unüberlegte Anschaffungen dieser Tiere vermieden werden sollen oder daß eine stattgefundene Anschaffung eines Shibas bereits nach wenigen Monaten von der betroffenen Person bereut wird. Immerhin ist den Shiba Inu-Züchtern, die im DCNH e.V. organisiert sind, eine gute bis sehr gute Beratung in vielen Fragen weitestgehend zuzutrauen. Die Frage ist nur: Wie verfügbar sind umfassende Antworten, die sich auf die hier erörterten Themen beziehen? Ich denke, wer sich der Shimaguni-Homepage intensiv gewidmet hat, wird Leitfäden genug entdeckt haben und hoffentlich auch inspiriert worden sein, um fleißig zu experimentieren. Hat man die ersten Erfolge herausarbeiten können, macht es Spaß, die Erziehung des eigenen Shibas stetig zu versuchen; vor allem in Spielsequenzen oder während gemeinsamer Spaziergänge. Und sei es nur, daß man ab und an den Hund zu sich ruft, und ihn für spontanes Kommen mit Streicheleinheiten, Ballspiel oder einem Leckerli motiviert. Fragen zum Umgang mit Deinem Shiba werden beantwortet von c.abitz@t-online.de, shimaguni@web.de, shimaguni@foni.net sowie der Rassebeauftragten des DCNH e.V. Frau Helle Röschke unter der Telefon-Nr. 08123–889788.

Shiba Inu während eines Agility-Turniers in der Schweiz
Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von Heidi Alonso, Schweiz
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