ErziehungVorwortAls allererstes solltest Du wissen, daß Shibas - trotz ihres hohen Maßes an Eigenständigkeit - opportunistisch veranlagt sind, wie alle anderen Hunde auch. Vergleichst Du das Shiba-typische Rudelverhalten mit dem einer Husky- oder auch Wolfsfamilie, wirst Du feststellen, daß, abgesehen von den Lautäußerungen, keine Verhaltensunterschiede existieren! Immer geht es um Hierarchie und um situationsgerechte Interaktion. Shibas verhalten sich innerhalb eines Rudels nach archaischen Prinzipien, motiviert durch ihren Überlebenswillen und dem Wunsch, sich behaupten zu wollen. Verhalten, das die bestehende Hierarchie 'torpediert', zu erkennen, aber auch den hundetypischen Opportunismus als nutzbaren Vorteil einzuordnen, muß Dein Hauptlernziel sein, wenn Du einen Shiba rassegerecht erziehen möchtest! Ob der Shiba, den Du Dir ins Haus geholt hast, nach seiner Geschlechtsreife in der Rangordnung über Dir oder unter Dir steht, hängt stark davon ab, wie weit Du Dich selbst ausbildest und das Gelernte in die Praxis umsetzen kannst. Wunsch und Ziel dieses Abschnitts ist es, Dir Wissen zu vermitteln über jene Methoden, die eine erfolgreiche Prägung und Aufzucht eines Welpen unterstützen soll. Elementare Erkenntnisse sollen nicht länger der Geheimhaltung einiger Eingeweihter der Shiba Inu-Szene unterliegen, sondern für alle zugänglich sein, die sich begeistern können für diese anspruchsvolle Rasse! Initiative
Lernen im Spiel
GebärdenSelbstsichere Shiba-Rüden strotzen oft vor Selbstbewußtsein, und ihr Lebensmotto scheint zu heißen: Mache dir die Welt untertan! Die kalifornische Züchterin Jacey Holden umschreibt das Wesen männlicher Shiba-Welpen mit der Bezeichnung 'sweet macho muffin'. Schwer zu übersetzen, aber wenn man's versucht, käme eine deutsche Fassung wie 'Süßer (Scherz-)Keks mit Männlichkeitswahn' der Sache ziemlich nahe. So ist es denn auch im Alltagsleben: Fühlt der Shiba-Welpe sich unterfordert oder will er seinen Leuten imponieren, kann er eine beeindruckende Energie entfesseln! Möglich ist unter anderem, daß er ohne erkennbaren Grund aus einem Versteck hervorprescht und zur 'Todesrunde' ansetzt. Scheinbar ohne Rücksicht auf sich und alles Umherstehende nehmen zu wollen, rennt er wie verrückt im Kreis und kreuz und quer durch die Wohnung. Daß er dabei Stühle und Tischbeine anrempelt, stört ihn überhaupt nicht. Glücklich kannst Du Dich schätzen, wenn Du eine Terrassentür öffnen kannst, um den wildgewordenen Derwisch in's Freie zu entlassen. Falls kein Garten vorhanden ist, kann ich Dich in einem solchen Fall erstens zu Deinem äußerst selbstbewußten Rüden beglückwünschen und Dir zweitens raten, Stehlampen und Vasen in Sicherheit zu bringen, um dann den Raum zu verlassen! Der Shiba lernt daraus, daß seine - zur Schau gestellte - Ausdrucksform keine Beachtung findet! Merke Dir, daß allein die Beobachtung negativen Verhaltens Deines Welpen eine Bestätigung dieses Verhaltens für ihn bedeutet! Demzufolge mußt Du Aufdringlichkeit oder Imponiergehabe mit Ignoranz begegnen! ReißwolfAnders bei 'Zerstörungsorgien': Ist dem Shiba-Welpen langweilig, oder funktioniert der Rhythmus Fressen-Klo-Spielen-Schlafen-Fressen-u.s.w. nicht richtig, kann es sein, daß der Welpe auf Expeditionsreise durch Deine Wohnung geht. Shibas sind nicht von Natur aus destruktiv, aber sie sind SEHR neugierig! Insofern sollte es Dich nicht wundern, Deinen Shiba inmitten der ausgeweideten Überreste Deines Teddybärs oder zwischen den zerfledderten Seiten des Telefonbuches vorzufinden. Inflagranti erwischt hilft kein Schimpfen und keine Gardinenpredigt als Vorbeugung für die nächste Aktion! Ist der Welpe nicht über seine 'Arbeit' eingeschlafen, sondern noch aktiv, ist das eine günstige Gelegenheit für Dich, dem Welpen klarzumachen, daß seine Freizeitbeschäftigung eine klare Grenzüberschreitung ist! Du packst ihn sofort mit Deiner rechten Hand über die Schnauze, drückst kurz zu, und sagst (ohne zu schreien) in scharfem Ton: 'Pfui ist dassss!', um ihm dann den letzten Fetzen seines Werkes aus dem Maul zu nehmen. Der Schnauzgriff (simuliertes über-den-Fang-beißen als Reglementierung eines rangniedrigeren Rudeltiers) wird vom Welpen immer als Maßregelung verstanden und - trotz manchem lautstarken Protest - hingenommen. Kurze Zeit darauf gibst Du ihm einen Ochsenziemer-Abschnitt oder ein für ihn gedachtes Kauspielzeug, und lobst ihn für die Beschäftigung damit. Bitte darauf achten, daß der Welpe nicht etwa ein Plastikspielzeug zerfleddert, um die Einzelteile danach herunterzuschlucken! Es besteht die akute Gefahr einer Magen- oder Darmverstopfung. Das kann tödlich enden! Droht der Welpe während Deiner Reglementierung etwa mit hochgezogenen Lefzen, drehst Du ihn sofort auf den Rücken, um ihn (rangmäßig) zu unterwerfen. Du fixierst ihn dabei auf dem Boden, indem Du das Wammenfell links und rechts der Kehle packst (ohne Schmerz zuzufügen!). Dann hältst Du ihn fest, und zwar so lange, bis daß der Welpe den Blick abwendet (Demutsbezeugung). Du kannst das alles ganz ruhig machen, oder auch knurren, das ist 'Geschmackssache'. Später im Leben wird der Shiba Dein Knurren nicht mehr ernst nehmen, und Du wirst dann garantiert über Dich selbst lachen müssen, wenn Du den verständnislosen Blick Deines Shibas bemerken wirst! Fütterung als TrainingseinheitAusgeprägte, territoriale Ansprüche, Drohgebärden trotz spielerischer Aktivität, ständiges Anspringen am Boden hockender Personen begleitet vom Versuch, an den Haaren zupfen zu wollen, sind Unarten des Welpen, die aufkommendes Dominanzverhalten signalisieren. Auch hier hilft Schnauzgriff, Spielabbruch und anschließendes Ignorieren. Beobachtest Du dieses Verhalten bei Deinem Welpen, bist Du gefordert, dem Welpen seine Stellung klarzumachen. Dazu ist die tägliche Fütterung bestens geeignet! Hier die wichtigste Regel: Zuerst fütterst Du Dich selbst, dann Deinen Welpen! Die Fütterung des Welpen solltest Du nicht allein als Nahrungsversorgung ansehen! Wie folgt beschrieben, kann es zu einer wertvollen Trainingseinheit werden: Bist Du mit dem Öffnen von Papier- oder Plastiktüten beschäftigt, wird der Shiba sicherlich nicht weit sein, denn die Küche ist immer der interessanteste (und wichtigste!) Ort für ihn. Du füllst den Napf mit Futter, während der Welpe zuschaut. Dann hältst Du den Napf in der Hand und wartest, ohne den Welpen zu beachten. Nach spätestens 30 Sekunden setzt sich der Welpe hin. Das ist für Dich das Signal, Dich hinunterzubeugen, um (scheinbar) den Napf absetzen zu wollen. Der Welpe stößt vor, um das Futter zu erreichen, ...garantiert! Sofort entziehst Du das Gefäß; ohne Befehl, ohne Blickkontakte und ohne Schimpftiraden! Jetzt wartest Du erneut auf den Augenblick des Hinsetzens. Das tut der Welpe dann auch; und zwar schneller als zuvor. Du beginnst dann wieder, den Napf abzusenken ... und wirst es leider auch einige weitere Male tun müssen, ohne daß der begehrende Welpe DEIN Futter bekommt. Bis der Welpe begriffen hat, daß er warten muß, vergehen manchmal fünf bis sieben Anläufe, aber meistens klappt es schon etwas eher! Der Welpe wird nach mehreren erfolglosen Versuchen akzeptiert und gelernt haben, daß Du es bist, der über die Freigabe des Futters zu entscheiden hat, und erkennt damit zwangsläufig Deine ranghöhere Position an. Bleibt der Welpe also aufmerksam sitzen, während Du den Napf endgültig abstellst, erlaubst Du ihm zu fressen: "Jetzt nimm "... . Komm hierher!Das Kommen des Welpen auf Zuruf zu trainieren und erste Erfolge zu festigen, ist absolut notwendig für ein harmonisches Zusammenleben und für die Sicherheit Deines 'Frischlings'. Freue Dich allerdings nicht zu früh, wenn in der Wohnung alle Dressurversuche erfolgreich verlaufen! Du kannst deshalb noch lange nicht davon ausgehen, daß der Shiba-Welpe Deinem Lockruf auch dann noch Beachtung schenkt, wenn Du im Park oder auf einer Spielwiese mit ihm spielen möchtest! Hier gibt es hunderte Eindrücke, die Deinen kleinen Expeditionsleiter davon abhalten, Deinen Wünschen nachzukommen. Daher solltest Du draußen immer ein paar besondere Leckerlies dabeihaben, um den Welpen zu Dir locken zu können. Geeignet sind Käsebröckchen oder Rauchwurstenden oder auch Salami-Wurstschnipsel (kein Schweinefleisch, besser verdaulich ist Rindfleisch).
Leine ihn in der ersten Zeit nie vollkommen ab, sondern lasse ihn eine Schleifleine hinterherziehen. Du kannst in gefahrenträchtigen Situationen darauf treten: Zum Beispiel, um Deinen Welpen zurückhalten zu können, falls er einen fremden, möglicherweise angeleinten, erwachsenen Hund zum Spiel auffordern möchte, Dir jedoch vom Halter dieses Hundes schon von weitem zugerufen wird: "Vorsicht, meiner mag Welpen nicht!". Sitz, Platz & FußDiese Kommandos beizubringen, helfen sicherlich, die Gehorsamkeit des Shibas zu fördern. Gehe aber immer schrittweise vor beim Training! Erst wenn ein Kommando wirklich sitzt, gehe zum nächsten über! Eine gute Trainingsmethode ist es, mehrere Wurstabschnitte in kleinen Scheiben in die Faust zu nehmen, um den Shiba zunächst daran wittern zu lassen. Er wird nun sehr aufmerksam werden und an den Fingern nagen. Alles was darauf folgt, kann und sollte in aller Ruhe - völlig wortlos - durchgeführt werden. Man entzieht die eigene Faust den nagenden Milchzähnchen sanft, und führt sie dem stehenden Welpen vor die Brust und führt sie von dort langsam über den Kopf hinweg. Der Shiba wird Blickkontakt halten mit der Faust, ... und sich setzen. In dem Augenblick, in dem er das tut, kommt halblaut der 'Befehl' "Sitzzzz!" und sofort die Freigabe einer der Wurstscheibchen, begleitet von dem freudigen: "Suuuuper!".
Vermeide das Wort 'fein' wegen der Ähnlichkeit zu 'nein'! Der Welpe soll nicht 'satt' werden von den Belohnungseinheiten! Leine, Halsband & Geschirr
|